Ratgeber

Schlapp trotz Sonnenschein


Gerade wenn die Natur mit aller Kraft in den Frühling startet, fühlen sich viele Menschen besonders müde. Warum das so ist, erklärt eine medizinische Klimatologin.

m Frühjahr stellt sich der Organismus von Winter auf Sommer um. „Unser Körper erwacht sozusagen aus einem Miniwinterschlaf“, erklärt die medizinische Klimatologin Angela Schuh. Die Tage werden länger und die Nächte kürzer. Der Körper muss sich erst wieder an einen neuen Tag-Nacht-Rhythmus gewöhnen.

Außerdem spielen die Hormone eine Rolle, denn sie müssen sich wieder neu einpegeln. Wissenschaftler der Georgetown University in Washington zeigten, dass ein zu niedriger Serotoninspiegel eine der Hauptursachen für die Frühjahrsmüdigkeit ist. Die Speicher des Serotonins, das für gute Laune zuständig ist, sind nach einem langen dunklen Winter relativ leer. Serotonin wird im Gehirn aus der Aminosäure Tryptophan hergestellt. Erforderlich dafür ist Tageslicht. Wenn man sich im Frühjahr wieder häufiger im Freien aufhält, produziert der Körper vermehrt Serotonin. Gleichzeitig drosselt er dann die Produktion von Melatonin, dem Hormon, das den Schlaf-Wach-Rhythmus mitsteuert. Da dies nicht geregelt abläuft, kommt es zu einem Durcheinander im Körper. Mal überwiegt das Serotonin, mal das Melatonin. „Die Umstellung schlaucht den Körper, deshalb werden wir müde“, erläutert Angela Schuh.

Längere Tage verleiten zum Aufbleiben

Ein banaler Grund für Müdigkeit im Frühjahr: Wenn es länger hell ist, gehen viele später ins Bett und wachen früher auf. Sie schlafen also kürzer und werden tagsüber häufiger müde. Die Umstellung auf die Sommzeit bringt viele Menschen in dieser Phase zusätzlich aus dem Rhythmus, was ebenfalls anstrengt.

Auch der Temperaturwechsel im Frühling macht vielen zu schaffen. Durch die Wärme weiten sich die Blutgefäße und der Blutdruck sinkt in den Keller. Dies führt dazu, dass man sich schlapp fühlt. Im Winter ist außerdem die Körperkerntemperatur um wenige Zehntel Grad verringert, im Frühjahr steigt diese wieder auf ihren Normalwert von 37 Grad Celsius an. Auch diese Anpassung strengt den Körper an.

Ein paar einfache Tipps helfen dem Körper, sich umzustellen.

Die Therapie der Frühjahrsmüdigkeit ist relativ einfach. Wer die Müdigkeit schnell überwinden möchte, damit er den Frühling so richtig genießen kann, sollte seinen Körper in Schwung bringen.

– Das heißt vor allem: raus ins Tageslicht und an die frische Luft. Sport oder auch Spaziergänge im 
   Freien versorgen den Körper mit Sauerstoff und regen den Kreislauf an. Sonne kurbelt die Bildung von 
   Serotonin an, das hebt die Laune.

– Täglich eine Stunde flott spazieren gehen, dabei auf die Sonnenbrille verzichten oder helle Gläser in 
   der Sonnenbrille tragen, dann kann mehr Licht über die Netzhaut des Auges auf den Körper  
   einwirken.

– Wer die Möglichkeit hat, sollte ruhig ein kleines Mittagsschläfchen halten, aber nicht länger als 30 
   Minuten, sonst produziert der Körper wieder Melatonin.

– Viel frisches Obst und Gemüse versorgen den Körper mit einer Extraportion Vitamine und   
   Mineralstoffe, das macht von innen fit für den Frühling.

– Wechselduschen kosten ein bisschen Überwindung, aber sie vertreiben die Müdigkeit am Morgen. 
   Arme und Beine oder den ganzen Körper abwechselnd mit warmem und kaltem Wasser abbrausen. 
   Immer mit kaltem Wasser abschließen.

Fachliche Beratung: 
Prof. Dr. med. habil. Dr. rer. biol. hum. Angela Schuh, Medizinische Klimatologin am Institut für Gesundheits- und Rehabilitationswissenschaften, Ludwig-Maximilians-Universität, München